Immer wieder wurden und werden noch bei der Kiesgewinnung historische Gegenstände gefunden. Bisher meist solche aus der Frühgeschichte unserer Gegend. Die jetzt übergebenen Objekte stammen aus jüngerer Zeit; sie lassen sich gut mit Geschehnissen vor Ort verbinden.
Fundort ist der ehemalige Altrhein (Rheinarm in der Vor-Tulla-Zeit) zwischen heutiger Rheinhafen-Einfahrt und dem Hofgut Maxau.
Auf der Knielinger Rheinseite etwa in Höhe des Tulla-Denkmals befand sich damals eine Redoute, eine Festung des kaiserlichen Reichsheeres, die von der französischen Armee mehrfach angegriffen und beschossen wurde.
Der Amtmann des Amtes Mühlburg, Balthasar Becht, berichtete an den badischen Hofrat über die Kämpfe und die Lage der Ortschaften in seinem Amtsbezirk.
Schiffe aus den Niederlanden hätten den Raum zwischen Schröck (Leopoldshafen) und Daxlanden erreicht, um die mit den Niederlanden verbündeten Reichstruppen mit Material und Proviant zu unterstützen. Amtmann Becht musste mehrfach eingreifen, weil die Bewohner in den Amtsorten mit den holländischen Schiffsleuten lebhaften Schwarzhandel betrieben.
Der überlassene Stockanker hat die Jahreszahl 1711 und ein Handwerkerzeichen eingraviert, was uns in die Zeit der Kriege mit Frankreich, insbesondere des Spanischen Erbfolgekrieges (1701 – 14), führt.
Der Anker lässt Merkmale fremder Herkunft erkennen. Er ist mit großer handwerklicher Sorgfalt geschmiedet. Die Oberfläche ist so gehärtet, dass nur geringe Rostspuren erkennbar sind. Wegen seiner Größe und der angeschmiedeten Schlaufe für die Befestigung durch ein starkes Tau ist davon auszugehen, dass der Anker durch ein Hammerwerk bearbeitet wurde. In Aufbau und Größe ähnelt er Geräten, wie sie in der Küstenschifffahrt üblich waren.
Nach Informationen aus dem Leopoldshafener Heimatmuseum befinden sich in dessen Bestand ebenfalls unterschiedlich große Anker aus dem Rheinkies bei Schröck (Leopoldshafen), die ebenfalls aus den Niederlanden stammen sollen. Ein Vergleich mit diesen Ankern steht noch aus.
Die niederländischen Schiffe auf dem Rhein mussten über die sogenannten Treidelpfade am Ufer rheinaufwärts gezogen und mit Ankern gegen den Abtrieb rheinabwärts gesichert werden.
Horst Sommer