Aktuelles vom Museum
Ausbau
der Keramik-Wandbilder im Stabsgebäude der ehemaligen
Knielinger Rheinkaserne
Auf dem Gelände der ehemaligen Knielinger Kaserne herrscht jetzt im Sommer
relative Ruhe. Diese wird auch nicht von der fünfhundertköpfigen Schafherde
gestört, die wegen des fehlenden Nahrungsangebots im Juli auf Grund der
vergangenen Trockenperiode auf ihre gewohnten Weideflächen verzichten muss.
Die Schäfer
haben deshalb ihre Tiere auf das Kasernengelände gebracht, weil die
hier
entstandene Vegetation aus Gräsern und Wildkräutern Nahrung für weitere Tage
sicherstellt. Nähert man sich dem letzten an der Pionierstraße noch vorhandenen
Kasernengebäude, dem "Stabsgebäude" der ehemaligen Rheinkaserne, unter den
Amerikanern als Gerichtsgebäude bekannt, hört man aus dem Innern verhaltenen
Lärm und stellt beim Betreten fest: Hier wird gearbeitet.
Schafherde auf dem Kasernengelände
In diesem Gebäude befinden sich die vier inzwischen wohl vielen
bekannten großformatigen Keramik-Wandbilder der Karlsruher Majolika,
die in den Jahren 1937/38 von Gustav Heinkel gestaltet worden waren.
Der Bürgerverein Knielingen und der Museumsverein haben sich schon
früh für den Erhalt dieser Wandbilder eingesetzt. Bei wiederholten
Besprechungen mit der Konversionsgesellschaft Karlsruhe unter ihrem
Geschäftsführer Karl Nagel ist man übereingekommen, das
Bauwerk so
lange vom Abriss zu verschonen, bis die unter Denkmalschutz stehenden
Wandbilder ausgebaut sind. Die beiden Knielinger Vereine haben Vorschläge
unterbreitet, wie sie im früheren Offiziers-Kasino, einem Gebäude das erhalten
bleibt und das künftig als Bürgerhaus allen Knielinger Bürgern und Vereinen
zur
Verfügung stehen soll, (siehe "der Knielinger" Mai 2005) in neuer Pracht
wieder
neu entstehen könnten. Inwieweit sich diese Vorschläge realisieren
lassen, wird sich wohl erst nach Inkrafttreten des Bebauungsplans entscheiden.
Das ehemalige Stabsgebäude
Zu Beginn der Ausschreibung, die von der
Konversionsgesellschaft in Abstimmung mit dem Landesdenkmalamt
durchgeführt
wurde, war man sich noch nicht einig, mit welcher Technik die Keramikwandbilder
abgenommen
werden können. Keine Firma hatte Erfahrung mit dem Ausbau von
Kunstwerken in Größe von ca. 10 Quadratmeter
je Bild. Ursprünglich war man der
Ansicht, man könne jeweils die ganze Wand zusammen mit dem Keramik-Wandbild
herausnehmen. Voraussetzung wäre der gleichzeitige Abbruch des Gebäudes
gewesen. Erst langsam kristallisierte
sich heraus, dass es auch andere
Möglichkeiten gab, um diese Kunstwerke zu retten. Aus diversen Anbietern wurde
schließlich die Firma Wooth mit dem Ausbau beauftragt. Zunächst wurde, wie auch
Seitens des Denkmalamtes vorge-
schlagen wurde, ein flächiges hintersägen des
Majolikabildes angestrebt, was z.T. auch funktionierte, sich dann jedoch
im
weiteren Verlauf der Arbeiten, zumindest bei den ersten beiden Bildern als
wesentlich zeitaufwändiger und für die
Einzelelemente, wegen der entstehenden
Spannungen, als gefährlicher erwies, dann jedoch zugunsten der nachfolgend
beschriebenen Technik verworfen wurde. Die von der Firma vorgeschlagene Technik
besteht darin, die Bildsegmente
freizulegen und als Einzelteile herauszunehmen.
Zuvor jedoch werden die einzelnen Elemente nummeriert, die Umrisse
auf Folie
übertragen und digital fotografiert. So wird sichergestellt, dass die Wandbilder
bei einer künftigen Montage
originalgetreu wieder zusammengesetzt werden können.
Ausbau des ersten
Wandbildes mit der Nibelungensage
Herr Wooth beim Ausbau der einzelnen Bildsegmente
Der Ausbau des ersten Bildes
begann damit, dass die 12 Zentimeter dicke Wand in der ganzen Höhe von der Seite
her aufgestemmt und Stück für Stück bis zur ersten Keramik abgetragen wurde.
Anschließend konnte das Ziegel-
mauerwerk hinter den Kacheln schichtweise entfernt
werden. Zuerst mit dem elektrischen Abbruchhammer, dann
den Rest von Hand mit
Hammer und Meisel. Danach wurden die Fugen der einzelnen Bildsegmente mit
Diamant-
werkzeug aufgefräst und die Fliesen zusammen mit dem Zementmörtelbett, in
dem sie bei der Herstellung des Rest-
mauerwerks verlegt
wurden, abgenommen. Die Kisten mit diesen wertvollen Einzelteilen werden nun in
der Werkstatt
der Firma Wooth gelagert. Beim Wandbild auf der gegenüberliegenden
Stirnseite wurde die gleiche Arbeitsmethode
angewandt mit dem Unterschied, dass
die Keramikteile zum Teil von ihrem Zementmörtelbett gelöst werden konnten.
Im
Vergleich zum schwierigen Anfang, als die Arbeiten noch sehr langsam
vorangingen, konnte der Ausbau dank der
inzwischen gewonnenen Erfahrung jetzt
wesentlich rascher vonstatten gehen. Nachträglich werden die Elemente noch
in
den Ateliers der Firma nachbearbeitet, wobei versucht wird einen Großteil der
verbliebenen Mörtel- und Ziegelreste
zu entfernen oder zumindest auf ein
einheitliches Niveau für einen Wiedereinbau zu bringen.
Entfernen des Restmauerwerks
Fugen ausfräsen
Alle vier Wandbilder müssen bis Ende Oktober 2005 ausgebaut sein, da dann die
Bagger anrücken, um mit dem
Abbruch des Stabsgebäudes zu beginnen. Herr Wooth
ist zuversichtlich, bis dahin seine schwierige Arbeit beendet
zu haben.
Bürgerverein, Museumsverein und die Knielinger Bürger erwarten nun, dass nach
dem gelungenen Ausbau
die Keramik-Wandbilder im Kasino einen neuen Platz finden
werden. Dadurch würde das geplante Bürgerhaus eine
kulturelle Bereicherung
erfahren und wäre um eine wertvolle und einzigartige Attraktion reicher.
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Text und Fotos 2005: Erich
Frei
Stand: 04.05.2014 11:39:40, ©2002 Förderverein Knielinger Museum e.V.