Aktuelles vom Knielinger Museum


Was geschieht mit denkmalgeschützten Keramik-Wandbilder der ehem. Knielinger Kaserne?


    Als die Amerikaner im Jahr 1995 aus der Knielinger Kaserne abzogen, ahnte niemand, welcher Schatz sich in einem der Kasernengebäude verbarg. Im ehem. Stabsgebäude, auch Gerichtsgebäude genannt, -es wurde von den Amerikanern für ihre eigene Gerichtsbarkeit genutzt und für Besucher nicht zugänglich-, entdeckte man vier riesige Keramik-Wandbilder, hergestellt in den Jahren 1936-1938 in den Werkstätten der Karlsruher Majolikamanufaktur. Entworfen und gestaltet von ihrem Mitarbeiter Gustav Heinkel (1907-1945) einem der damals führenden Künstler für Baukeramik.

    Alle Wandbilder sind einwandfrei erhalten und zeichnen sich dadurch aus, dass sie, obwohl Ende der 30er Jahre geschaffen, keine nationalsozialistische Propaganda enthalten. So zeigen die Werke nicht nur das große künstlerische Talent Gustav Heinkels, sondern sind auch Ausdrucksform eines unabhängigen Geistes, der den Verführungen des Nationalsozialismus nie erlag und nicht - wie so viele seiner Zeitgenossen - in die Verherrlichung des Militärischen abglitt, dadurch gelang es ihm, über seine Zeit hinaus zu wirken. Unter seinen Werken wurde Recht gesprochen, denn als 1946 die Amerikaner in die Kaserne einzogen, nutzten sie das Gebäude mit Gustav Heinkels Wandbildern als Gerichtsgebäude.

    10 Jahre später fielen nahezu 40 Gebäude dem Abrissbagger zum Opfer, weil sie der Absicht der Konversionsgesellschaft,
hier Gelände für Wohnbebauung, Gewerbe und Mischgebiet zur Verfügung zu stellen, im Wege standen . Die Wandbilder wurden von einer Baden-Badener Firma fachgerecht ausgebaut. Soweit bekannt ist, werden sie bis zur eventuellen Weiterverwendung im Verwaltungsgebäude der Volkswohnung zwischengelagert.

            

     Erstes
Wandbild - Rheinübergang bei Speyer   

     Dieses 2x5 Meter große Wandbild befand sich an der nordwestlichen Stirnseite im Gerichtssaal (ehem. Stabsgebäude) und nimmt Bezug auf Speyer, das seit dem Jahr 1294 Reichsstadt und bis 1570 fast fünfzig mal Tagungsort des Reichstages war. Mit dem Kaiserdom beherbergt die Stadt die größte erhaltene Kirche der Romanik und ist Grablege  von acht deutschen  Kaisern und Königen. Dargestellt wird die Fahrt eines Kaisers über eine Schiffsbrücke Richtung Dom, begleitet von Fürsten, Gefolge und Fanfarenbläsern.

            

   
Zweites Wandbild - Worms Nibelungensage    
  

    Auf der gegenüberliegenden Seite des Gerichtssaals befand sich das zweite 2x5 Meter große Wandbild, es symbolisiert eine Szene aus der Nibelungensage, wo Hagen den Nibelungenschatz im Rhein versenkt. Von Worms aus fand das Nibelungenlied seinen Anfang und hier fanden fast 100 Reichstage statt. Eine Ausstellung Anfang 2004 im Karlsruher Schloss zeigte erstmals die drei ältesten Handschriften des Nibelungenlieds. Ergänzt wurde die Ausstellung unter anderem  mit einer Foto-Reproduktion des Wandbildes aus der Knielinger Kaserne, das auch im Katalog zur Ausstellung zu sehen ist.

                        

               Drittes Wandbild - Landkarte Baden und Pfalz  

    Das 2x4 Meter große Keramik-Wandbild befand sich im Flur des ersten Obergeschosses im Gerichtsgebäude. Dargestellt ist Karlsruhe mit dem Fächer, Rappenwört, Knielingen, mit Kasernengelände, der Rhein, die Pfalz bis zur  Burg Trifels sowie dem Dom zu Speyer. Ein Kompass zeigt die vier Himmelsrichtungen.



   Viertes Wandbild - Wacht am Rhein
    

    Als letztes wurde dieses 7x1,5 Meter große Keramik-Wandbild ausgebaut. Es befand sich im Erdgeschoss des ehemaligen Stabsgebäudes der Rheinkaserne, im Volksmund „Pionierkaserne“ genannt. Mit dem Titel „Wacht am Rhein“ schuf Gustav Heinkel als Mitarbeiter der Staatlichen Majolika-Manufaktur Karlsruhe diese Keramikarbeit ebenso wie die andern in den Jahren 1936/38.  Sie zeigt Pioniere an zwei Rheinübergängen, links an einer Schiffsbrücke und rechts an einer fest verankerten Brücke. Beide Brücken sind für die Durchfahrt geöffnet und werden von Soldaten bewacht.                
                                                                                                                                                                      
ef.                                                                                                                                                            
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Stand: 10.03.2010 12:06:15, ©2002 Förderverein Knielinger Museum e.V.