Aktuelles vom Knielinger Museum
Viertes
Keramik-Wandbild im ehemaligen Stabsgebäude der Rheinkaserne in Knielingen
Die Schiffsbrücke auf der linken Seite - um 1700, wie die Inschrift verrät - führt nach Straßburg, erkennbar am Münster mit dem vollendeten Nordturm, (der Südturm war geplant, wurde aber nie gebaut.) Das Straßburger Münster, eines der mächtigsten Bauwerke des Mittelalters, wurde im 12. Jh. begonnen und 1439 vollendet. Straßburg war zuerst Bischofssitz, bis es Reichsstadt wurde. Später war es ein Mittelpunkt des deutschen Humanismus und danach lange Zeit Anziehungspunkt für Gelehrte und Wissenschaftler. U.a. studierte dort Johann Wolfgang von Goethe in den Jahren 1770 und 1771. In den folgenden Jahren und Jahrzehnten wurde Straßburg zum Exil für deutsche Revolutionäre und Oppositionelle, wie z.B. für Georg Büchner.
Die Schiffsbrücke auf der linken Seite - um 1700, wie die Inschrift verrät
- führt nach Straßburg, erkennbar
am Münster mit dem vollendeten Nordturm, (der Südturm war geplant, wurde aber
nie gebaut.) Das Straßburger Münster, eines der mächtigsten Bauwerke des
Mittelalters, wurde im 12. Jh. begonnen und 1439 vollendet. Straßburg war
zuerst Bischofssitz, bis es Reichsstadt wurde. Später war es ein Mittelpunkt
des deutschen Humanismus und danach lange Zeit Anziehungspunkt für Gelehrte und
Wissenschaftler. U.a. studierte dort Johann Wolfgang von Goethe in den Jahren
1770 und 1771. In den folgenden Jahren und Jahrzehnten wurde Straßburg zum Exil
für deutsche Revolutionäre und Oppositionelle, wie z.B. für Georg Büchner.
Straßburger Münster
Kölner Dom
Gustav Heinkel hatte von 1941 bis 1944 einen Lehrauftrag in
der Akademie und Meisterschule in Straßburg – wie übrigens auch der
Knielinger Keramiker Hermann Vollmer – und hatte dadurch viele Kontakte zu den
keramischen Werkstätten im Elsaß, wie Soufflenheim und Betschdorf. Sein
Schaffen wurde jedoch im Herbst 1944 jäh beendet. Obwohl als „unabkömmlich“
eingestuft, wurde er zur Wehrmacht einberufen und bereits im Januar 1945 in
Russland als vermisst gemeldet.
Der Anlass seiner
Einberufung war wohl seinem Gerechtigkeitsempfinden zuzuschreiben. Aufgrund
einer Reportage über das Elsaß und eines Vorfalls mit dem Filmteam in
Soufflenheim, bei dem deutlich wurde, dass Tatsachen für Propaganda-Zwecke verfälscht
werden sollten, verfasste Gustav Heinkel einen Brief an Joseph Goebbels persönlich.
In diesem Schreiben beschwerte er sich über das Verhalten der Filmleute,
wie sich Günther Bischoff, ein Verwandter Heinkels, erinnert. Diese
Auflehnung gegen das Regime konnte nicht ohne Folgen bleiben, kurz darauf wurde
er an die Ostfront geschickt.
Vor diesem Hintergrund wird um so besser verständlich, dass
Gustav Heinkel frei von nationalsozialistischen Absichten rein künstlerisch tätig
wurde. Obwohl 1938 für ein Regime geschaffen, das einen Angriffskrieg
vorbereitete, gibt es im Werk keinen Hinweis auf diese Ära, nicht einmal das
eigentlich obligatorische Hakenkreuz, das sonst zu dieser Zeit nirgends fehlen
durfte. Dass dieses Wandbild neben den drei weiteren, die Heinkel für die
Kaserne schuf, die Zeiten nach dem Krieg überstanden hat, zeigt mit großer
Deutlichkeit, dass auch die Besatzungsmächte diese Ansicht teilten. Andernfalls
hätten schon die Franzosen, die nach dem Krieg als erste die Kaserne besetzten,
und später die Amerikaner, die das Gebäude für ihre Gerichtsbarkeit nutzten,
dieses Bild augenblicklich entfernt. Stattdessen erkannte man die
Keramik-Wandbilder als Ausdrucksform eines unabhängigen Geistes, der den Verführungen
des Nationalsozialismus nie erlag und nicht – wie so viele seiner Zeitgenossen
- in die Verherrlichung des Regimes abglitt. Dadurch gelang es ihm, über seine
Zeit hinaus zu wirken.
Mit den Rheinübergängen hat Gustav Heinkel auch die Historie
aufgegriffen und die Bedeutung der damaligen großen Städte mit ihren berühmten
gotischen Bauten in seinen Bildern gewürdigt. Es wäre schön, wenn der
Vorschlag des Museumsvereins und des Bürgervereins aufgegriffen würde, alle
vier Wandbilder im Kasino, dem künftigen Bürgerhaus von Knielingen,
neu anzubringen. Geeignete Wandflächen wären vorhanden.
Text und Fotos: Erich Frei
Museumsverein/Bürgerverein Knielingen
Quellen:
Staatl. Majolika Manufaktur Karlsruhe GmbH
Fritz Wilkendorf, Walter Frick, Reinhard Heinkel, Günther
Bischoff
Text und Fotos: Erich
Frei