Aktuelles vom Knielinger Museum


Viertes Keramik-Wandbild im ehemaligen Stabsgebäude der Rheinkaserne in Knielingen


    Die Schiffsbrücke auf der linken Seite - um 1700, wie die Inschrift verrät -  führt nach Straßburg, erkennbar am Münster mit dem vollendeten Nordturm, (der Südturm war geplant, wurde aber nie gebaut.) Das Straßburger Münster, eines der mächtigsten Bauwerke des Mittelalters, wurde im 12. Jh. begonnen und 1439 vollendet. Straßburg war zuerst Bischofssitz, bis es Reichsstadt wurde. Später war es ein Mittelpunkt des deutschen Humanismus und danach lange Zeit Anziehungspunkt für Gelehrte und Wissenschaftler. U.a. studierte dort Johann Wolfgang von Goethe in den Jahren 1770 und 1771. In den folgenden Jahren und Jahrzehnten wurde Straßburg zum Exil für deutsche Revolutionäre und Oppositionelle, wie z.B. für Georg Büchner.

  Die Schiffsbrücke auf der linken Seite - um 1700, wie die Inschrift verrät -  führt nach Straßburg, erkennbar am Münster mit dem vollendeten Nordturm, (der Südturm war geplant, wurde aber nie gebaut.) Das Straßburger Münster, eines der mächtigsten Bauwerke des Mittelalters, wurde im 12. Jh. begonnen und 1439 vollendet. Straßburg war zuerst Bischofssitz, bis es Reichsstadt wurde. Später war es ein Mittelpunkt des deutschen Humanismus und danach lange Zeit Anziehungspunkt für Gelehrte und Wissenschaftler. U.a. studierte dort Johann Wolfgang von Goethe in den Jahren 1770 und 1771. In den folgenden Jahren und Jahrzehnten wurde Straßburg zum Exil für deutsche Revolutionäre und Oppositionelle, wie z.B. für Georg Büchner.

                                                                        
               Straßburger Münster               
                                  Kölner Dom

  Die Brücke auf der rechten Bildseite führt ans andere Rheinufer zum Kölner Dom, den man an seinen zwei markanten Turmspitzen erkennt. Köln war schon in der Römerzeit die Hauptstadt am Rhein. Kaiserin Agrippina, Gemahlin von Claudius, errichtete 50 n. Chr. „Colonia“, eine Veteranenstadt für ausgediente Legionäre. Im Jahr 1248 war die Grundsteinlegung für den Dom. Danach  wurde emsig gebaut, jedoch das Bauwerk nicht vollendet. 1560 stellte man die Arbeiten ganz ein. Erst im 19. Jahrhundert wurden sie wieder aufgenommen, so dass der Dom 1880 endlich vollendet werden konnte. Die Weihe erfolgte in Gegenwart von Kaiser Wilhelm I.  Mit den 156 Meter hohen Türmen war der Dom nicht nur das damals höchste Bauwerk der Welt, sondern bleibt auch bis heute  eine der größten Kirchen der Christenheit.  Der Schrein mit den Gebeinen der Hl. Drei Könige machte Köln schon im Mittelalter zu einem beliebten Wallfahrtsort in Europa.               

   Die Soldaten in der Bildmitte neben den Jahreszahlen  1870-71 und 1914-18 weisen auf die vorangegangenen Kriege hin, während sich die Jahreszahl 1938 auf die  Fertigstellung der Kaserne bezieht. Die Kaserne wurde wegen den hier stationierten Pionieren  (Pioniere sind für den Brückenbau zuständig) im Volkmund auch die „Pionierkaserne“ genannt. Die Straße vor dem Kasernenareal heißt bis heute Pionierstraße. Dieses Wandbild sollte wohl die Bedeutung der Rheinübergänge für die Menschen auf beiden Seiten des Stroms darstellen.

                             
         Wacht am Rhein                                                            Verschobene Perspektive

    Gustav Heinkel war neben bekannten Künstlern wie Prof. August Babberger (1884-1936) und Erwin Spuler (1906-1964) einer der Hauptvertreter in der Herstellung von sogenannter Baukeramik. Die von den Künstlern neu entwickelte Form der Keramik, die auch als „Putzkeramik“ bekannt ist, wird hier aus unregelmäßig geschnittenen glasierten Fliesen zu großen Motiven zusammengesetzt und in einen Putzgrund eingelassen. Das beschriebene Werk zeigt das große Kreativpotenzial Gustav Heinkels.

    Aus dem großen Speisesaal im ehemaligen Stabsgebäude, in dem sich das Wandbild befand, sind durch spätere Umbauarbeiten der Amerikaner einzelne Räume entstanden, sodass sich  das Werk nunmehr an der Längsseite eines schmalen Ganges befand. Von diesem Gang aus konnte man von der 7,40 Meter  langen  und  1,35   Meter hohen Darstellung keine Frontansicht, sondern nur ein in der Perspektive verschobenes Bild erstellen. Um ein Panoramabild zu erhalten, wurden deshalb 10 Einzelfotos zusammengefügt.  

  Gustav Heinkel hatte von 1941 bis 1944 einen Lehrauftrag in der Akademie und Meisterschule in Straßburg – wie übrigens auch der Knielinger Keramiker Hermann Vollmer – und hatte dadurch viele Kontakte zu den keramischen Werkstätten im Elsaß, wie Soufflenheim und Betschdorf. Sein Schaffen wurde jedoch im Herbst 1944 jäh beendet. Obwohl als „unabkömmlich“ eingestuft, wurde er zur Wehrmacht einberufen und bereits im Januar 1945 in Russland als vermisst gemeldet.  

  Der Anlass seiner Einberufung war wohl seinem Gerechtigkeitsempfinden zuzuschreiben. Aufgrund einer Reportage über das Elsaß und eines Vorfalls mit dem Filmteam in Soufflenheim, bei dem deutlich wurde, dass Tatsachen für Propaganda-Zwecke verfälscht werden sollten, verfasste Gustav Heinkel einen Brief an Joseph Goebbels persönlich. In diesem Schreiben beschwerte er sich über das Verhalten der Filmleute,  wie sich Günther Bischoff, ein Verwandter Heinkels, erinnert. Diese Auflehnung gegen das Regime konnte nicht ohne Folgen bleiben, kurz darauf wurde er an die Ostfront geschickt.  

  Vor diesem Hintergrund wird um so besser verständlich, dass Gustav Heinkel frei von nationalsozialistischen Absichten rein künstlerisch tätig wurde. Obwohl 1938 für ein Regime geschaffen, das einen Angriffskrieg vorbereitete, gibt es im Werk keinen Hinweis auf diese Ära, nicht einmal das eigentlich obligatorische Hakenkreuz, das sonst zu dieser Zeit nirgends fehlen durfte. Dass dieses Wandbild neben den drei weiteren, die Heinkel für die Kaserne schuf, die Zeiten nach dem Krieg überstanden hat, zeigt mit großer Deutlichkeit, dass auch die Besatzungsmächte diese Ansicht teilten. Andernfalls hätten schon die Franzosen, die nach dem Krieg als erste die Kaserne besetzten, und später die Amerikaner, die das Gebäude für ihre Gerichtsbarkeit nutzten, dieses Bild augenblicklich entfernt. Stattdessen erkannte man die Keramik-Wandbilder als Ausdrucksform eines unabhängigen Geistes, der den Verführungen des Nationalsozialismus nie erlag und nicht – wie so viele seiner Zeitgenossen - in die Verherrlichung des Regimes abglitt. Dadurch gelang es ihm, über seine Zeit hinaus zu wirken.  

  Mit den Rheinübergängen hat Gustav Heinkel auch die Historie aufgegriffen und die Bedeutung der damaligen großen Städte mit ihren berühmten gotischen Bauten in seinen Bildern gewürdigt. Es wäre schön, wenn der Vorschlag des Museumsvereins und des Bürgervereins aufgegriffen würde, alle vier Wandbilder im Kasino, dem künftigen Bürgerhaus von Knielingen,  neu anzubringen. Geeignete Wandflächen wären vorhanden.

Text und Fotos: Erich Frei
 Museumsverein/Bürgerverein Knielingen

Quellen:
Staatl. Majolika Manufaktur Karlsruhe GmbH
Fritz Wilkendorf, Walter Frick, Reinhard Heinkel, Günther Bischoff                        
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Text und Fotos: Erich Frei


Stand: 09.03.2010 09:15:18, ©2002 Förderverein Knielinger Museum e.V.